Tragehilfen – Carry me home

Besonders in den ersten 3 Monaten nach der Geburt, oft auch darüber hinaus, haben Babys ein erhöhtes Auf-dem-Arm-Sei-Bedürfnis. Wenn der Muskelkater in den Armen immer schmerzhafter wird, schaffen sich die Eltern meist eine Tragehilfe an. Die Auswahl ist genau so groß wie verwirrend und geprägt von Unsicherheiten über die Anwendung und Praktikabilität der jeweiligen Tragehilfen. Deswegen haben wir verschiedene Tragehilfen getestet und festgestellt, die eine richtige Tragehilfe gibt es nicht, wer mit was am besten tragen kann, ist Typfrage. Dennoch können wir über Vor- und Nachteile der einzelnen Tragetücher und Tragen berichten. Kleines Basis-Wissen vorab: Babys sollten immer mit dem Gesicht zum Träger getragen werden, damit sie sich abwenden und einkuscheln können, wenn sie zu vielen Eindrücken ausgesetzt sind. Außerdem sollte die Anhock-Spreiz-Haltung und der runde Rücken gewährleistet sein, beides wichtig, damit sich Babys Hüfte und Wirbelsäule gesund entwickeln kann.

Elastisches Tragetuch – Tragehilfe mit Stretch

Der Vorteil dieses Tuchs sei gleich zu Beginn genannt. Man kann es sich umbinden, ohne das Baby dazu zu brauchen. Gerade für Anfängerinnen unter den Tragetuch Nutzern ein Pro. Das hat auch den Vorteil, dass man das Tragetuch umbinden kann, Jacke drüber und mit Baby im Auto oder Kinderwagen losfahren kann und dann bei Bedarf das Baby jederzeit reinsetzen kann, ohne 5 m Stoff um sich zu wickeln zu müssen, während man auf einem Parkplatz steht. Nachteil ist bei den elastischen Tragetüchern, dass sie eben sehr flexibel sind und dadurch nach einiger Zeit an Stabilität verlieren. Bleibt das Baby länger als zwei Stunden im Tuch, hängt es schon ganz schön schief drin. Ebenso hat man das Bedürfnis beim Bücken das Kind zusätzlich zu stützen und die Anhock-Spreiz-Haltung hält auch nicht lange und die Beine baumeln runter. Für kleine, leichte Babys und kürzere Tragezeiten aber durchaus okay, absolut empfehlenswert für Frühchen.

Das klassiche Tragetuch – etwas Öko, dafür stabil

Mit normalen Tragetüchern verbinden sicherlich die meisten ein gewisses Öko-Image. Die Tragetuch-Hersteller tun auch ihr bestes, um dieses Image nicht zu gefährden und bieten Tüchern in knallbunten Dessins an, die alles andere als dezent sind. Einige haben jetzt aber erkannt, dass es vielleicht Menschen gibt, die ihr Baby zwar gerne im Tragetuch tragen möchten, aber nicht so aussehen wollen als hätten sie eine hawaiianische Hängematte um sich gebunden. Das Binden eines normalen Tragetuchs erfordert ein wenig Übung, es gibt allerdings sehr einfache Bindeweisen, die man nach 2 Mal Binden drauf hat, wie z.B. die Wickel-Kreuz-Trage. Bei Youtube gibt es außerdem zahlreiche Mamas und Trageberaterinnen, die sich dabei gefilmt haben, wie man ein Tragetuch richtig anlegt. Der Vorteil vom Tuch: Es ist sehr stabil und man kann das Baby darin stundenlang herumtragen, ohne Rückenschmerzen zu bekommen oder dass das Baby in eine instabile Haltung rutschen würde. Die Anhock-Spreiz-Haltung wird gut umgesetzt, wenn das Tuch richtig gewickelt wird und man hat auch nicht das Gefühl, man muss sein Baby zusätzlich stützen, wenn man sich mal bücken muss. Nachteil ist der je nach Körperfülle doch sehr lange „Schweif“ an Tragetuch, der einem am Rücken runterhängt. Außerdem muss das Kind für fast alle Trageweisen mit in das Tuch gebunden werden, man kann es also nicht binden und das Baby erst später reinsetzen. Fazit: Ideal für Zuhause, wenn man mal beide Hände für die Geschwister oder zum Kochen braucht. Für draußen nur was für Menschen, die mit einem Öko-Image leben können oder sich berufen fühlen, den Tragetüchern dieses Image zu nehmen.

Der Ergobaby Carrier – gut für größere Babys

Der Ergobaby Carrier ist eine Tragehilfe, die wie ein Rucksack vor den Bauch des Trägers oder auch auf dem Rücken getragen wird. Er hat neben den Schulterträgern auch noch einen breiten Hüftgurt, der das Gewicht des Babys auf Schultern UND Hüfte verteilen soll. Die Tragehilfe lässt sich jedem Träger individuell anpassen und mit ein paar Handgriffen auch noch einstellen, wenn das Baby schon drinsitzt. Für Neugeborene gibt es einen Einsatz, der auch bei diesen kleinen Babys dafür sorgen soll, dass sie in der Anhock-Spreiz-Haltung sitzen können, ohne im Spagat zu sitzen. Dieser Einsatz muss allerdings zusätzlich erworben werden. Der Ergobaby Carrier ist schnell angelegt, auch unterwegs und trägt sich ausgesprochen angenehm. Absolutes Highlight ist die Tasche mit Reißverschluss am Rücken des Babys, in die zwar keine Ausstattung einer Wickeltasche reinpasst, aber zumindest Portemonnaie, Schlüssel und Handy. Nachteil: Es gibt ein Nirwana zwischen Neugeboreneneinsatz und normaler Trage, in der das Baby zu groß für ersteres und zu klein für letzteres ist. Für die Zeit braucht man eine Alternative, sprich ein Tragetuch.

Die Manduca Babytrage – an alles gedacht

Die Manduca Babytrage ist nach dem gleichen Prinzip gebaut wie der Ergobaby Carrier. Nur ist bei der Manduca der Neugeboreneneinsatz schon enthalten. Das mag jetzt wie ein Kaufargument klingen, muss aber nicht unbedingt besser sein, denn im Gegensatz zum Ergobaby Carrier besteht dieser nur aus einem verkleinerten Sitz aus Stoff, der ebenfalls irgendwann zu klein für das Baby wird, wenn es noch nicht groß genug für die normale Trage ist. Dafür gibt es bei der Manduca Babytrage noch viele andere Einstellmöglichkeiten. Man kann die Schultergurte an zwei Punkten verstellen, die Rückenlehne vergrößern und natürlich den Beckengurt ebenfalls mit zwei Schnallen verstellen. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass diese vielen Einstellmöglichkeiten eher dazu führen, dass die Babytrage nie perfekt sitzt. Ich kenne aber auch viele Mütter, die die Manduca Babytrage gerade deswegen so schätzen. Also auch hier wieder eine Typfrage. Pro dieses Trage also auch die einfach Handhabung. Anschnallen, Baby rein, los geht’s. Anhock-Spreiz-Haltung ist auch hier immer gut gegeben. Nachteile meiner Meinung nach: Die vielen Einstellmöglichkeiten und das Fehlen einer vernünftigen Tasche wie beim Ergobaby Carrier.

Der Baby Björn – Love it or hate it

Am Baby Björn scheiden sich die Geister. Menschen, die den Baby Björn benutzen, sind völlig überzeugt davon und werden ihn bis aufs Blut verteidigen. Die andere Fraktion wird genau das Gegenteil tun und den Baby Björn verteufeln. Die Wahrheit liegt wie immer wohl in der Mitte. Der Nachteil beim Baby Björn: Das Baby kann nicht in der von Orthopäden empfohlenen Anhock-Spreiz-Haltung sitzen, die Beine baumeln und der Rücken ist gerade. Beides ist nicht gut für die Reifung der Hüftgelenke und die gesunde Entwicklung der Wirbelsäule. Eltern, die behaupten, Ihr Baby hätte keine Schäden davon getragen, wissen nicht, wie es Ihren „Babys“ geht, wenn sie 30 sind… Trägt man das Kind mit dem Gesicht zum Träger gewandt, ist der Baby Björn in sehr kleinen Maßen sicherlich auch keine Schande. Für echte Tragebabys, die jeden Tag stundenlang kuscheln wollen aber ein No Go.

Mei Tai, Bondolino, Beco, Ringsling, Glückskäfer – und viele mehr

Die hier vorgestellten Tragen wurden alle (bis auf den Baby Björn) von uns getestet. Es gibt aber noch sehr sehr viele andere Tragetücher, Tragehilfen und Trageweisen. Gerade wenn man sein Baby viel tragen muss oder will, sollte man sich an eine Trageberaterin wenden, die verschiedene Tragehilfen vorrätig hat und auch verleiht. Denn die ideale Tragehilfe für alle gibt es einfach nicht. Viel Spaß beim Tragen wünscht Babykraft!

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